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Menschliche Entwicklung            Faktoren , Phasen   1 , 2 Bewertung

ENTWICKLUNGSBEWERTUNG



Blickt man auf die Geschichte zurück, ist sofort ersichtlich, dass nicht nur die Erde in einem langen Prozess mit ihrer Pflanzen – und Tierwelt erst einmal entstanden ist und sich seither immer wieder verändert, sondern auch die Menschheit.
Seit Darwin weiß man, wie diese Entwicklung in der Biologie funktioniert, auch bei der Menschheit nahm man eine stetige „Höher“-Entwicklung  nicht nur in Technik, sondern auch in Kultur und Politik an, bis zu einem optimalen, endgültigen Idealzustand.
Nach zwei Weltkriegen und weiteren globalen Problemen wie nuklearer Bedrohung und Umweltverschmutzung trat aber Ernüchterung ein. Hier treffen wir auf die gegensätzliche Anschauung schon der griechischen  Kultur vor 2500 Jahren, dass nach einem „ goldenen Zeitalter“ in ferner Vergangenheit alles immer schlechter geworden wäre oder gar die romantische Auffassung vom „edlen Wilden“ und der verkommenen Zivilisation.

Was also lässt sich zu Entwicklung sagen und zu ihrer Tendenz: Positiv oder negativ?

Zunächst zu wesentlichen Entwicklungsfaktoren in Biologie und Menschheitsgeschichte:

Das Klima, durch Astro- und Geologie bestimmt, ermöglicht bestimmte Vegetationszonen, geeignet für angepasste Tierformen, auch den Vormenschen. Extreme Klimaänderungen und Katastrophen wie die Eiszeiten oder Kometeneinschläge verursachten gravierende Einschnitte und Verschiebungen im gesamten biologischen Bereich, wie auch den Anstoß zur menschlichen Entwicklung.

Der wesentliche Entwicklungsfaktor von Pflanzen und Tieren ist die genetische Variation:
Neue Genkombinationen durch Vermischung sowie Mutationen führen zu neuen (Unter)-Arten. Die jeweils angepassten überleben, andere sterben aus.

Beim Menschen gibt es offensichtlich zusätzliche Faktoren, die eine im Vergleich zu biologischen Vorgängen so rasant schnelle Anpassung, Verbreitung und Dominanz über den gesamten Erdball ermöglichten:
Intelligenz – das große Gehirn- als Lernfähigkeit und Gedächtnis, sowie Kommunikation – Sprache, Schrift – als Vermögen, Erlerntes weiterzugeben und das Wissen durch Austausch zu multiplizieren. Erst dadurch konnte sich der Mensch, angestoßen durch Klimaschocks vom Früchte sammelnden Urwaldbewohner zum aufrecht gehenden Jäger, später zum Nahrung produzierenden Bauern , noch später zum sich gegenseitig bekämpfenden und ausbeutenden Krieger und schließlich zum befriedeten Mitglied  einer komplexen Zivilisation werden.



Es entstand ein sich stets vergrößernder riesiger Schatz aus Wissen und Gütern, der Bereich Technik:

Handwerk, Werkzeug, Waffen, Kulturpflanzen, Zuchttiere, Bauwerke, Apparate und Maschinen. Durch sie wurden immer effektivere Wirtschaftsformen mit ständig größeren Erträgen und Überschüssen möglich. Hier ist klar eine positiv zu bewertende, aufbauende Entwicklung vorhanden: immer mehr, besser, schneller, größer, länger, sicherer usw.

Allerdings veränderten alle diese Erfindungen die natürlichen Existenzbedingungen der Menschen immer stärker und brachten neue Probleme, unerwünschte  Nebenwirkungen sozusagen:


Mit besseren Waffen konnte man Jagdtiere auch ausrotten, ebenso sich gegenseitig. Ackerbau und Tierzucht ermöglichten immer größere Siedlungen und verursachten so eine drückende Überbevölkerung. Dieses geballte Zusammenleben brachte Konflikte. Metallbearbeitung produzierte konzentrierten Reichtum und Macht, somit verstärkte Spannungen. Steigender Wohlstand machte Raubzüge weniger entwickelter kriegerischer Nachbarn immer lohnender und erforderte somit höhere Verteidigungsanstrengungen .Als die Welt so dicht besiedelt war, dass keine Freiräume und Ausweichmöglichkeiten mehr übrig blieben, fielen besonders in klimatischen Kalt- und Trockenperioden, meist ausgehend von den Steppen- und Wüstengebieten, die Gruppen im Überlebenskampf übereinander her.

Wo sie nicht überhaupt ausgerottet wurden, entstand flächendeckend Herrschaft, Unterdrückung und Ausbeutung der Unterlegenen.

In heutiger Zeit werden viele Menschen durch die hochproduktive, aber naturentfremdete, stressige Arbeitswelt krank und die explodierten technischen Möglichkeiten der Industrialisierung bedrohen die gesamte biologische Lebensbasis.

Es gibt also eine positive Steigerung der technischen Fähigkeiten und ökonomischen Möglichkeiten, aber ebenso eine negative der daraus resultierenden Probleme.

 

Alle Anstrengungen, mit den durch Technik und Ökonomie geschaffenen Problemen fertig zu werden bilden einen wesentlichen Inhalt des Bereiches Kultur und Politik.


Aber ist diese Abfolge von kulturellen und politischen Strukturen – Sippe, Stamm, Königtum, Aristokratie, Kaisertum und Demokratie – eine „Höher“- Entwicklung mit positiver Tendenz?


Nach unendlichen Zeiträumen isoliert lebender kleiner Jäger- und Sammlergruppen der Eiszeiten und etlichen Jahrtausende des Anlaufens einer Bauernkultur nach deren Ende gab es ab ca. 5000 v.u.Z. nicht nur im eurasischen Raum eine erste, anscheinend sehr friedliche, vielleicht matriarchale Zivilisation. Ihre weltumgreifenden Zeugnisse sind das Sippen-Langhaus, Megalithbauten und Kreisgrabenanlagen. Die folgenden Jahrtausende brachten einerseits technische und wirtschaftliche Weiterentwicklung mit ständig steigender Siedlungsgröße, Bevölkerungsdichte und Produktivität, andererseits immer wieder Einfälle kriegerischer Gruppen, deren bezeichnendste, die nach ihrer Grabbeigabe sogenannte Streitaxt-Kultur in Mitteleuropa. Auch in den Ausgangspunkten dieser Entwicklung wie Mesopotamien und Ägypten folgten nach solchen Erschütterungen aber wieder friedlichere Ausgleichsphasen, allerdings mit einer immer unfreieren Gesellschaftsform.

Als aber  um 1200 v.u.Z. Sahara, Arabische Halbinsel und eurasische Steppe nach der nacheiszeitlichen Erwärmung wieder endgültig austrockneten kam es zu so gewaltigen Abwanderungsbewegungen und kriegerischen Einbrüchen, dass die meisten bekannten Bronzezeit-Hochkulturen zerstört wurden. Nach vielen so genannten “dunklen Jahrhunderten“ gelang es erst Persern,Griechen und Römern wieder, mit militärischer Gewalt große, einigermaßen befriedete Zonen zu schaffen. Die antike Phase der Zivilisation beförderte Technik und Wirtschaft, mit ihr auch Kunst und  Wissenschaft zur Hochblüte. Nach ihrem Zusammenbruch in einer weiteren „Völkerwanderung“ wirkte Zivilisation eher nur wie eine Insel immer Meer des kriegerischen Aufeinanderprallens.

Erst nach den Schrecken zweier Weltkriege und mit den gigantischen Möglichkeiten der industriellen  Revolution konnte die jetzt dominierende westliche Welt sich selbst und die übrige Welt halbwegs befrieden. Wir sind also kaum weiter als in der Antike, in der ja bereits die Ideen von Demokratie(Griechenland) und Menschenrechten(Christentum) geboren wurden.

Während also in der Biologie keine Evolution zum besseren oder schlechteren, sondern immer nur zum jeweils angepassten und (über-)lebensfähigen stattfindet , eine sozusagen neutrale Tendenz, führt die Entwicklung im menschlichen Bereich mit ständig steigender Geschwindigkeit zu immer effektiverer Technik, leistungsfähigerer Wirtschaft und größeren und komplexeren Strukturen, eine durchaus positive Tendenz mit allerdings immer schlimmeren und bedrohlichen Auswirkungen auf die biologische Umwelt und die eigene, menschliche Kultur, eine eindeutig negative Tendenz.


Somit muß die Bewertung unentschieden ausfallen und es bleibt nur mehr die Frage, ob die Menschheit sich selbst endgültig vernichtet oder ob ein Weg der Selbstkontrolle gefunden werden kann; wenn nicht überhaupt eine neuerliche Klimakatastrophe die Entwicklungs-Uhr wieder weit zurückstellt.