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Herrschaft und Demokratie in der Urgeschichte




Erst in der Bronzezeit, in Europa ca. 2. Jahrtausend vuZ, sieht man in Grablegungen Unterschiede bei den Beigaben oder sonstiger Ausstattung zwischen verschiedenen Individuen. In der folgenden Eisenzeit, ca. 1.Jahrtausend vuZ, steigert sich das zu unermesslich reich ausgestatteten „Fürstengräbern“ mit gewaltigen Erdaufschüttungen darüber, den so genannten „Hügelgräbern“.
Hier wird im Grabbrauch eine Gesellschaftsstruktur fassbar, die durch große Unterschiede zwischen ihren Mitgliedern bezüglich Besitz und Wertigkeit geprägt ist. Mit Hilfe weiterer Quellen zeigt sich eine Gesellschaft von Adeligen, Freien, abgestuft Abhängigen und Untergebenen bis zu rechtlosen Sklaven, mit umstrittener aber dennoch anwachsender Zentralgewalt, in Mitteleuropa die Kelten und etwas später die Germanen.

Kann man aber die vorhergehenden Zeiten der Jäger und Sammler und die der ersten Bauernkulturen mit unterschiedsloser Bestattung, meist in Gemeinschaftsgräbern, als herrschaftsfreie Kulturen bezeichnen?
Manche Matriarchatsforscher/innen behaupten das und zwar dank der gewaltfreien Dominanz der Frauen(Clanmütter).<1>
Auch die marxistische Geschichtsforschung glaubt, dass es in den Zeiten vor größeren Produktionsüberschüssen noch keine Herrschaftsstrukturen gab, da es noch nichts über den unmittelbaren Bedarf hinaus zu besitzen gab.
Besonders zu Zeiten der bürgerlichen Revolutionen um das 19.Jahrhundert glaubten viele an eine paradisische Urzeit und Urgesellschaft, zu der man mit „Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit“ und Rückbesinnung auf die Natur (des Menschen) zurückkehren wolle.

Und tatsächlich haben sich auch jetzt die meisten Industriestaaten der westlichen Welt von der Herrschaft durch Könige, Kaiser und andere Despoten befreit. Demokratie heißt zwar Volks-“Herrschaft“, meint aber Selbstbestimmung aller Angehörigen eines Staates mittels gewählter Vertreter in Parlamenten, die durch Mehrheitsentscheidungen Beschlüsse fassen.
Im Gegensatz dazu betrachteten konservative, klerikale und monarchistische Kräfte den Menschen schon immer als feindselig und böse(Erbsünde), der deswegen nur unter strenger Herrschaft mit anderen zusammenleben könne.

Ein moderner Ansatz, sich dieser Frage zu nähern ist die evolutionäre Verhaltensforschung, die heutiges menschliches Handeln von der Stammesgeschichte der Menschheit her verstehen will und es daher mit tierischem Verhalten, vor allem dem der uns biologisch nahe verwandten Primaten vergleicht und besonders auf die biologischen Evolutionsmechanismen eingeht.
Fragt man sich, ob es im Tierreich so etwas wie Herrschaft oder Demokratie gibt, muß man zuerst definieren, was dies für ein Verhalten bei den Menschen ist.

Herrschaft bedeutet Ungleichheit, Verfügungsgewalt (über andere) und Ausbeutung in einem Klima von Aggression und Angst.

Es gibt Herren und Untertanen. Diese Unterschiede werden weltanschaulich oder religiös begründet und gerechtfertigt und auf die folgende Generation weiter“vererbt“.

Die Herren haben die alleinige Entscheidungs- und Befehlsgewalt über die Untergebenen, die Macht zu strafen, zu quälen und zu töten.

Den Herren gehört (der größte Teil von) Grund und Boden, Wirtschafts- und Wohnanlagen sowie die meisten Geldmittel. Durch Abgaben (Zehent, Pacht, Miete, Kreditzins) und kostenlose (Sklaven) oder unterbezahlte Arbeit fließen ihnen die Gewinne der Arbeit aller Abhängigen zu. Erlangt wird Herrschaft durch militärische Unterwerfung, erhalten durch eine schlagkräftige Truppe sowie repressive Gesetze. Erleichtert wird dies durch Verwirrung und Manipulation der Meinung der zu Beherrschenden. Eine elegantere, sozusagen „getarnte“ Variante von Eroberung ist ökonomische Infiltration, Abhängigmachung und folgende Erpressung.

Demokratie bedeutet Gleichheit, Selbstbestimmung und Schutz vor Unterdrückung und Ausbeutung in einem Klima von Friede und Sicherheit.

Gleichheit meint rechtliche Gleichstellung in allen Bereichen.
Selbstbestimmung heißt Selbstverwaltung mittels gewählter, den Wählern verantwortlicher Amtsträger laut gemeinschaftlich beschlossener Gesetze.
Schutz vor Ausbeutung durch Festlegung von Mindeststandarts bei Löhnen, Arbeits-, Wohn- und Ausbildungsbedingungen. Zum Schutz gegen Umsturz der Demokratie gibt es die Gewaltentrennung in Legislative, Exekutive und Judikative, leider keine Maßnahmen gegen Anhäufung von ökonomischer Macht.(„Monetative“ lt. B.Senf)<2>

Welche Entsprechungen in Verhalten und folglicher Struktur gibt es dafür in der biologischen Evolution, bei den Primaten und noch weiter zurück bei den Tieren oder gleich am Ursprung des organischen Lebens, den einzelligen Lebewesen? – Oder ist Herrschaft so wie ihr Gegenteil eine menschliche Erfindung, sozusagen ein Kulturgut im Gegensatz zu Naturverhältnissen?

Herrschaft beziehungsweise Demokratie ist ein Phänomen in Gruppen, betrifft also nicht Einzelgänger. Deren Hauptverhältnis zu anderen ist Konkurrenz (um Sonnenlicht und Bodennährstoffe bei Pflanzen, um Beute bei Tieren)sowie Abwehr vor dem Gefressen- werden.
Gruppenbildung ist also für sich schon ein bedeutendes Phänomen der Evolution, das bereits vor ca. 3 Milliarden Jahren einsetzte mit dem Zusammenschluß von Einzellern zu Vielzellern – Pflanzen und Tieren, sich fortsetzte mit „Staaten“ von Insekten, Schwärmen von Fischen, Brutkolonien von Vögeln, Herden von Huftieren, Rudeln von Raubtieren und schließlich den Horden der dem Menschen am nähesten stehenden Primaten.
Wie aber schauen diese Vereinigungen aus, welchem Zweck dienen sie und kann man ihren Charakter mit den Begriffen Herrschaft oder Demokratie in Verbindung bringen?

In der Biologie kennt man offene, anonyme Gruppen (Individuen kennen sich nicht näher, Wechsel in oder aus der Gruppe ist problemlos. zB. Huftierherden) und geschlossene, individualisierte Gruppen (Individuen er/kennen sich, Fremde werden abgewehrt.
zB.Wolfsrudel). An Untergruppen darin ist die kleinste und ursprünglichste Einheit das Muttertier mit Jungen, weiters gibt es Paarbindung oder Haremsbildung hinsichtlich Fortpflanzung und noch alters- (zB. Halbwüchsige) oder geschlechtsspezifische (zB.Jagdtrupp bei Schimpansenmännchen) Gruppen innerhalb des Verbandes.

Der Zweck der Gruppenbildung reicht von bloßem Zusammenrücken bis zu intensiver Kooperation für bessere Chancen bei den wesentlichen Lebensfunktionen: Fressen, Schutz vor Gefressen werden, Paarung und Brutpflege/Jungenaufzucht.<3>

Wie schaut es nun aus mit Gleichheit und Freiheit vor Fremdbestimmung und Ausbeutung?

Bei der ursprünglichsten Gruppenbildung, die der Einzeller zu Vielzellern <4> , dem Zusammenwachsen zu Organismen höherer Ordnung differenzieren sich die ursprünglich gleichen, selbständigen Zellen und spezialisieren sich auf verschiedene Aufgaben wie Blätter, Blüten, Samen sowie Wurzeln und Stamm bei Pflanzen; wie Verdauen, Bildung einer schützenden Schale, Fortbewegung etc .bei Tieren. Nur bei letzteren bilden sich komplexere Wesen mit übergeordneten Sinnesorgane und Nervenleitbahnen mit zentraler Steuerung für koordinierte Aktionen, es entsteht ein Blutkreislauf zur Nahrungsverteilung, von dem alle Zellen abhängig werden. Es entsteht Ungleichheit, Abhängigkeit und Fremdbestimmung. Eine ausbeuterische Ungleichverteilung könnte man aber höchstens bei der überproportionalen Gehirnentwicklung der Primaten und des Menschen sehen. Ist die Entstehung von Pflanzen und besonders Tieren also eine Bildung von Herrschaftsformen?

Pflanzen können sich nicht bewegen, sie können nur vermehrt wachsen, wo sie gut gedeihen. Sie können sich gegenseitig gut vertragen oder schaden (Mischkultur), sonst gibt es nur Durchsetzung oder Verdrängung, keine absichtliche Koordination und keine Herrschaft.

Bei der Gruppenbildung von Tieren fallen die großen Herden von Pflanzenfressern auf, eher offen für Zu- und Abwanderer und in größeren Ansammlungen weitgehend anonym, sowie die kleinen Rudel von Raubtieren mit ausgeprägter Rangordnung.

Bei ersteren überwiegt als Motiv der Schutz vor Raubtieren (viele wachsame Augen, optische Verschmelzung der Einzeltiere zu einer Masse, geringere Wahrscheinlichkeit zum Opfer zu werden), bei letzteren die Vorteile bei der Jagd (größere Beutetiere durch gemeinsame Treibjagd).
In der Herde der Pflanzenfresser sind alle ziemlich gleich. Jeder frisst für sich, es ist genug Nahrung da, oder man zieht weiter. Nur bezüglich der Paarung gibt es Kämpfe um Verfügungsgewalt, welche sich aber meist auf die Brunftzeit beschränken. Es herrscht viel Gleichheit, Selbstbestimmung und keine Möglichkeit der Ausbeutung in einem recht friedlichen Miteinander.
Im Gegensatz dazu sind die im Rudel jagenden Raubtiere sehr aufeinander angewiesen. Nur gemeinsame Strategie bringt Erfolg, viel Aggressivität ist nötig zum Schlagen eines großen Beutetieres und kann innerhalb der Gruppe nicht leicht abgeschaltet werden. Sie führt zu einer ausgeprägten, wütend umkämpften Rangordnung. Nicht nur bei der Fortpflanzung (zB. nur Alpha-Paar hat Junge), sondern auch beim Fressen dominieren die stärkeren Mitglieder die übrigen. Es herrscht Ungleichheit, Einschränkung und Ausbeutung (ungleiche Aufteilung des gemeinsam Erjagten) in einem aggressiven Klima von Drohung und unterwürfiger Beschwichtigung.

Bei der Gruppenbildung der dem Menschen am nähesten verwandten Primaten gibt es die Gruppen der Gorillas, mehrere Weibchen mit Jungen und ein dominantes Männchen, Gibt es weitere (jüngere) Männchen, sind sie untergeordnet und nicht sexuell aktiv. Als hauptsächliche Pflanzenfresser bedarf es keiner Koordination beim Nahrungserwerb. Abgesehen von der Fortpflanzung herrscht also weitgehend Gleichheit, Offenheit und trotz der bedrohlichen Statur speziell der Männchen ein recht friedliches Klima.
Die Schimpansen bilden Horden mit über Tag wechselnden Untergruppen, gemischte aber auch reine Männergruppen, und Einzelgängern. Es herrscht eine stark ausgeprägte Rangordnung bei den Männchen mit entsprechend wilden Drohungen und auch harten Kämpfen. Neben der hauptsächlichen Ernährung durch Pflanzen, Früchte und Insekten gehen immer wieder Männergruppen zur gemeinsamen Jagd auf kleinere Affenarten und andere Tiere. Mit Befremden hat man festgestellt, dass sie sogar „Krieg führen“, das heißt, sie dringen in Reviere benachbarter Horden ein und terrorisieren und töten dort deren Angehörige. Also Ungleichheit, Unterdrückung (Rangordnung) und Aggressivität. Bei der überwiegenden vegetarischen Nahrung ist, wie bei anderen Pflanzenfressern keine Ausbeutung möglich.<5>

Es scheint bei Tiergruppen also die Ernährungsart, Pflanzen- oder Fleischfresser, ausschlaggebend zu sein, ob eine wenig organisierte, offene Ansammlung von selbständigen, relativ gleichberechtigten, friedlichen Einzeltieren hauptsächlich zum Schutz vor Raubtieren entsteht oder ein intensiv aufeinander eingespielter Jagdtrupp mit aggressiver Rangordnung . Sie bedeutet Ungleichheit und Einschränkung der schwächeren Mitglieder bei der Nahrungsverteilung wie im Sexualverhalten.

Es führt demnach höhere Organisation (Vielzeller) sowie intensive Kooperation zwecks aggressivem Nahrungserwerb (Raubtierrudel) zu Ungleichheit, Abhängigkeit und Unterdrückung.<6>

Wendet man diese Erkenntnisse auf die menschliche Urgeschichte an wird klar, dass man bei den Eiszeitjägern (bis ca. 10.000vuZ), die große Beutetiere im Team und in gefährlichem Nahkampf töteten mit aggressivem Gruppencharakter und einer ausgeprägten Rangordnung im täglichen Umgang, beim Essen und bei der Sexualität rechnen muß.
Mesolithische Jagd (ca.10.000 bis 5.000 vuZ) auf kleinere Tiere mit Pfeil und Bogen (Fernwaffe) oder Fischfang können oder müssen sogar alleine ausgeführt werden, ermöglichen somit durch geringere Aggressivität und Abhängigkeit einen sicherlich offeneren und freieren Umgang miteinander.
Die ersten Bauern an der neolithischen Wende (ca. 6.000 bis 4.000vuZ in Europa) kann man überhaupt als reine Pflanzenesser werten und dadurch eine sehr offene, friedliche Gesellschaft erwarten mit auch wesentlich höherer Wertigkeit und Organisiertheit des weiblichen Geschlechts, das ja in aggressionsbedingt männerdominierten Gruppen immer unterdrückt und vereinzelt ist.<7>

Es ist also gut vorstellbar, wie Matriarchatsforschung, marxistische Geschichtstheorie und bürgerliche Romantik, in der Ära der beginnenden Landwirtschaft eine besonders friedliche, glückliche und herrschaftsfreie Zeit zu sehen.

Mit der Festigung und Verbesserung der Landwirtschaft, die ja Erntevorräte und Überschüsse erzeugt, sowie durch Sesshaftwerdung eine immer ausgedehntere Werkzeug-, Haushalts- und auch Luxusgüterproduktion ermöglicht, erwächst eine neue Form von Nahrungserwerb:

Raub und Abpressung durch kriegerische Überfälle oder Bedrohung. Gruppen, die sich diesem aggressiven und mörderischen Geschäft verschreiben, können natürlich in ihrem Innenleben gar nicht mehr offen und friedlich sein.<8> Außerdem zwingen sie die von ihnen bedrohten, Landwirtschaft betreibenden Gruppen, auch aufzurüsten, materiell und emotional, um sich verteidigen zu können. Diese Entwicklung dürfte im anfangs erwähnten Wechsel des Grabbrauches in der Bronzezeit ihren Niederschlag gefunden haben.

Ein weiterer wichtiger Schritt in der Entwicklung der Menschheit nach Erfindung von Landwirtschaft und Viehzucht sowie mit Hilfe der ständig wachsenden technischen Fähigkeiten (Metallurgie) war die Erfindung des Geldes als universales Tauschmittel Dadurch konnte aus vielen, sich in allem selbst versorgenden Kleingruppen ein immer größerer Wirtschaftsraum entstehen aus, auf verschiedenste Aufgaben und Produkte spezialisierten Teilnehmern, zwangsläufig mit übergeordneten Kommunikations-, Verteilungs- und Schutzstrukturen mit immer zentralerer Steuerung – die ersten staatlichen Gebilde: Fürstentümer, Königreiche und Imperien.
Hier lief es wie bei der Entwicklung der Vielzeller am Beginn der Evolution:

Aus kleinen, kompakten Einheiten wachsen immer größere zusammen, die auch viel erfolgreicher und produktiver sind, aber ihre Bausteine Zelle beziehungsweise menschliche Individuen werden immer spezialisierter, abhängiger und unfreier, untergeordnet einer zentralen Steuerung.

Außerdem zeigt sich, besonders beim Geld, dass menschliche Erfindungen, neben den epochalen Fortschritten, die sie ermöglichen, meist auch einen „Fluch“ beinhalten.<9>
Da Geld ein so potentes Tauschmittel und hochkonzentriertes Machtmittel ist, verlockt es nicht nur zu Diebstahl und Raub, sondern begründet den krankhaften Trieb – Gier und Geiz, es bis ins Unermessliche anzuhäufen.<10> Verlangt man eine Gebühr auf seinen Gebrauch (Kreditzins), kann man ganz leicht allen damit umgehenden fast unbemerkt Tauschkraft abzapfen und so riesige Ungleichgewichte schaffen.<11>
Wie aber konnte es immer wieder zu Aufständen gegen Unterdrückung und einer Wiederbelebung der Vorstellungen von Offenheit, Gleichheit und Selbstbestimmtheit, sozusagen einer Rückentwicklung im Lebensprozess kommen?
Das hat mit einer weiteren Besonderheit des menschlichen Entwicklungsprozesses zu tun, die allerdings auch schon bei den höheren Säugetieren und besonders bei den Primaten angelegt ist:
Während das Verhalten von Tieren durch Instinkte gesteuert wird, die genetisch festgeschrieben sind, werden die meisten Verhaltensweisen vom Menschen erlernt und im Gehirn gespeichert.
Das Gehirn, fähig zu Gedächtnis, Reflexion und, per Sprache und Schrift, zu Austausch kann auf Konflikte reagieren und Verhaltensmuster umlernen.
Außerdem steigt in menschlichen Gesellschaften die Unterdrückung durch Waffen sowie die Ausbeutung durch das Tauschmittel Geld derart übermäßig an, dass es immer wieder zu Aufständen kommt. Demokratie im antiken Athen, Sklavenaufstände in Rom, Bauernkriege in Mittelalter und Neuzeit, Bürgerliche, Sozialistische und Kommunistische Revolutionen sowie Befreiungskriege in Kolonialgebieten bilden eine anschauliche Kette.

Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit wird es in der Evolution noch nie gegeben haben, sondern eine stetig wachsende Entwicklung und Verbreitung des Lebens unter den Bedingungen von Anpassung, Konkurrenz, Nahrung, Schutz aber auch Gruppenbildung und Kooperation.
Schon bei den Einzellern gibt es „Pflanzen“, die Substanz aufbauen und „Tiere“, die diese und sich gegenseitig verspeisen. Fressfeinde vom allerersten Anfang an, die noch dazu aneinander gefesselt sind, denn Pflanzen geben Sauerstoff ab den Tiere brauchen, diese im Gegenzug Kohlendioxid, ohne das Pflanzen nicht existieren können. Ein mörderischer Kreislauf sozusagen vom Anfang an.
Trotzdem gibt es eine umfassende Ausbreitung und breite Auffächerung des Lebens und viele Pflanzen und Tiere, die ein erfülltes Leben laut ihrem genetischen Bauplan haben mit Wachstum, Blüte und Weitergabe des Lebens in Form von Samen beziehungsweise Jungen.

Nur die Menschen, in deren Bewusstsein sich die Evolution selbst reflektiert, haben die Möglichkeit, durch die Loslösung von den genetisch determinierten Instinkten sich selbst zu erkennen, die aggressive Raubtiernatur wie die soziale Kooperationsfähigkeit, beides aus der Natur ererbt, und im Eigeninteresse sowie zum Nutzen der übrigen Biosphäre erstere zu „verlernen“, letztere auszubauen.<12> Die Frage ist allerdings, wie viel Katastrophe braucht es als Lerndruck?

In der modernen Welt stünden die Chancen auf friedliches Zusammenleben nicht so schlecht, da die meisten Menschen mit Jagd und Schlachtung von Tieren nichts mehr zu tun haben, auch wenn sie Fleisch essen. Die Stadtkultur ermöglicht eine recht offene Gesellschaft, Demokratie ist deklariertes Ziel vieler führender Staaten – wenn da nicht die am Sprengpunkt angekommene Ausbeutung durch ein anscheinend völlig entfesseltes Weltwirtschaftssystem <13> wäre, das Lug und Trug, Diebstahl und offenen Raub an der Lebensbasis aller Menschen auf diesem Planeten via Finanzwirtschaft möglich und salonfähig gemacht hat.


Quellen:
Hans Hass:
die Energontheorie, Die Hyperzeller,…. Auch im I-net unter hans-hass.de
Mark Buchanan:
Warum die Reichen immer reicher werden..,
Das Sandkorn, das die Erde zum Beben bringt. campusVerlag
James deMeo: Die Saharasia-Theorie. zB. Unter rette-sich-wer-kann.com
rette-sich-wer-kann.com
berndsenf.de
wikipedia



Anmerkungen:

<1> Ackerbau wird, wie das Sammeln den Frauen der Urgesellschaft zugeschrieben. Mit Erfolg und Bedeutung dieses Gartenfeldbaus erlangten die Frauen die Dominanz in Gesellschaft und Kult.
<2> Einer ihrer größten Vorteile ist, dass die zur Steuerung eines komplexen Systems notwendige Elite „unblutig“ abgewählt werden kann, wenn sie nicht mehr die Interessen ihrer Wähler vertritt, sondern nur mehr ihre eigenen, oder einfach unfähig ist.
Ein Problem ist, dass diese demokratische Struktur nur im öffentlichen Bereich existiert, nicht jedoch im ökonomischen, in den Betrieben. Hier herrscht nach wie vor im Prinzip diktatorische Befehlsgewalt, wenn auch, Gewerkschaft sei dank, eingeschränkt durch die Arbeitsgesetzgebung. Wieviel konstruktiver und gewaltfreier wäre Zusammenarbeit, wenn die Mitarbeiter, neben dem Eigentümer, ein Mitspracherecht bezüglich ihrer Vorgesetzten hätte!
<3> siehe: Soziale Organisationsformen…., Zooschule auf: www.koelnerzoo.de
<4> siehe Hans Hass (Meeresbiologe und Autor) www.hans-hass.de
Hass fügt den Einzellern und Vielzellern einen dritten Entwicklungsschritt hinzu, die Hyperzeller. Er meint damit den Menschen mit seinen Werkzeugen. Er betrachtet Waffen, Werkzeuge aber auch Kleidung, Behausung sowie später Maschinen, Motoren und Computer funktional als Organe des Menschen, mit denen er sich, wie auch die Tiere mit Rüssel, Schnabel oder Krallen, auf verschiedene, erweiterte Arten von Nahrungserwerb spezialisieren kann.
Dabei ist die Tatsache, dass diese “künstlichen Organe“ nicht aus körpereigener Substanz aufgebaut und erhalten werden müssen, mit dem Körper nicht verwachsen sind, also verschiedene abwechselnd und auch von mehreren Individuen genutzt werden können, von Vorteil, zusammen mit dem Umstand, dass ihr Gebrauch nicht via Instinkt genetisch entwickelt und festgeschrieben werden muß, was unendlich lange dauern würde, sondern mit dem Gehirn erlernt und gespeichert wird und so auch schnell weitergegeben beziehungsweise ausgetauscht werden kann.
<5> Es gibt noch eine zweite Schimpansenart, Bonobo oder Zwergschimpansen. Sie beeindrucken durch auffallende Friedfertigkeit im Gruppenleben, Gleichberechtigung oder fast Dominanz der Weibchen und andauernde sexuelle Handlungen zwischen verschiedensten Individuen im täglichen Umgang, durch die anscheinend Aggressionen aufgelöst und Konflikte vermieden werden.
Während von manchen Verhaltensforschern (zB. Frans de Waal) diese „love and peace“- Schimpansen als Hoffnung und Wegweiser für die selbstzerstörerische Menschheit betrachtet werden, hat man allerdings inzwischen entdeckt, dass sie auch auf Jagd gehen, sogar die Weibchen.
<6> Natürlich hat Kooperation hauptsächlich Vorteile und entsteht dort, wo sie unter den gegebenen Bedingungen (Nahrungsverteilung, Feinddruck etc.) einen Überlebensvorteil und damit verstärktes Wachstum einer Art bringt. Sie ist auch mit angenehmen Impulsen verbunden, welche durch verschiedene Verhaltensweisen verstärkt und gefestigt werden, zB. das Lausen (Fellpflege) bei den Menschenaffen.
<7> In patriarchalen Gruppen heiratet die Frau in die ihr fremde Verwandtschaft des Mannes und hat dort, getrennt von ihren eigenen Verwandten, schon deshalb eine schwächere Stellung.
<8> laut der „Saharasia“-Theorie von James deMeo wird diese Entwicklung hauptsächlich mit der Austrocknung der heutigen Wüstengebiete in Nordafrika, Arabien und Zentralasien vor ca.6.000 Jahren in Verbindung gebracht und ihre Entstehung bei den dort beheimateten Hirtenvölkern gesehen.
Er nennt ihren Charakter „patristisch“ im Gegensatz zu den „matristischen“ Bauernvölkern des Neolithikums. Er hat die Unterschiede in einer Gegenüberstellung herausgearbeitet und anhand dieser eine Weltkarte der Verteilung, Polarität und Mischung der entsprechenden Verhaltensmuster beim Umgang mit Kindern, betreffend den Stellenwert der Frau, in Sexualität, Kultur und Religion, hergestellt. (Siehe www.rette-sich-wer-kann.com/zusammenleben/patriarchat/james-demeo) .
<9> Schon die Erfindung von Waffen und Werkzeugen, die Hass als Bildung künstlicher Organe beschreibt (siehe <4>) hat einen gravierenden Nachteil: Die ablegbaren „Organe“ können auch gestohlen oder geraubt werden, erfordern also einen großen Schutzaufwand, ein wesentlicher Grund für die Bildung erster einschränkender, staatlicher Strukturen.
<10> in der Biologie gibt es den Begriff „Schlüsselreiz“. Typisches Verhalten oder Erscheinung von Beutetieren ist Schlüsselreiz für die Auslösung des Raubinstinktes beim hungrigen Fressfeind. Es gibt außerdem einen "übernormalen" Schlüsselreiz, zB. ein übergroßes, künstliches Ei, für das eine brütende Silbermöve ihr eigenes liegen lässt.
Geld, als Tauschmittel für alles mögliche, ist für viele Menschen so ein Superschlüsselreiz, der ihre Beuteinstinkte weckt; aber wie es für den tierischen Raubinstinkt eine so genannte „Endabschaltung“ gibt, die Sättigung, können viele Menschen vom Geld nie genug kriegen.
<11> in alle Waren und Dienstleistungen sind von ihren Anbietern deren eigene Kreditkosten eingerechnet, in die Preise der Rohstoffe und der Zulieferer auch schon usw. Dies kulminiert sich im Kaufpreis eines Endproduktes bis zu ca.40%. (Siehe zB. www.berndsenf.de). All diese Beträge, meist viel höher als die öffentlichen Steuern zur Finanzierung staatlicher Aufgaben, fließen automatisch und weitgehend unbemerkt privaten Kreditgebern zu: Eine zweite Besteuerung der Allgemeinheit zur Bildung ungebundener, privater Riesenvermögen.
<12> Die Anteile von genetisch bedingtem und erlerntem Verhalten werden immer wieder verschieden bewertet. Unbestritten ist der Mensch aber, wie schon viele Säugetiere und die Primaten, eine „biologische Frühgeburt“ und kann ohne soziale Einbettung gar nicht aufwachsen. Diese Prägungszeit und soziale Lernphase der Kindheit ist entscheidend für die späteren Verhaltensmöglichkeiten, denn es gibt auch die pathologische Verstärkung oder Entgleisung des Raubverhaltens, sowie Verkümmerung der Kooperationsfähigkeit bei Störungen und Defiziten in dieser Sozialisation.
<13> Marktwirtschaft würde zwar durch das Tauschmittel Geld eine weniger zentralisierte, liberalere, direkte Abwicklung zwischen vielen Produzenten und Konsumenten ermöglichen als etwa die Tempelwirtschaft früher Hochkulturen, an der sich vielleicht der Kommunismus orientierte und neuerdings der Börse-Kapitalismus. Ist sie jedoch unreguliert, entstehen viele Trends, die sie für eine Demokratie unbrauchbar und zerstörerisch machen:
° Das Tauschmittel Geld weckt als Schlüsselreiz bei zu vielen noch Raubinstinkte und verleitet so immer wieder zu betrügerischen Geschäften statt zu fairen, nachhaltigen Beziehungen. Die Geschäftswelt zieht außerdem eher Menschen mit stärker ausgeprägten „Beuteinstinkten“ (Ehrgeiz, „Biss“) an als solche mit höherer Kooperationsbereitschaft.
° Im Wirtschaftskreislauf ist der Kapitalist, der Rohstoffe, Produktionsmittel und Arbeitskraft einkauft und Waren verkauft und daraus seinen Profit zieht, den übrigen Teilnehmern haushoch überlegen, denn nur er kann, ausgestattet mit einem „Spielvermögen“, Geld zurückhalten, um den anderen Beteiligten erpresserisch schlechtere Bedingungen (niedrigere Löhne, Rohstoffpreise) zu diktieren, außerdem verdient er durch Kreditzinsen, neuerdings durch Spekulation (Kasino-Kapitalismus) an der Tätigkeit aller, ohne etwas zu leisten, noch einmal mit.
° Bei einer Versuchsanordnung der Spieltheorie, einer mathematischen Disziplin, die auch in der Sozial- und Wirtschaftswissenschaft verwendet wird, der „Almende-Klemme, wird immer wieder bestätigt, dass eine Kooperation mehrerer Teilnehmer bald zusammenbricht, wenn betrügerische Mitspieler, die sich stets finden, nicht abgestraft werden.(M.Buchanan, Warum die Reichen immer reicher werden…)
° Eine neuere Forschungsrichtung, die Sozialphysik, die soziale Phänomene mit physikalischen Methoden, hauptsächlich mit umfangreichen Computersimulationen analysiert, hat gezeigt, dass große, komplexe Systeme unweigerlich zu Katastrophen tendieren, mit jedoch unvorhersagbarem Zeitpunkt und Ausmaß. Untersucht wurden u.a. Verkehrsstaus, Waldbrände, Erdbeben und Börsenkurse (-stürze). (M.Buchanan, Das Sandkorn, das die Erde zum Beben bringt)
° Schlußendlich zeigt schon das „Pareto-Prinzip“, dass in einem unregulierten System immer eine exponentielle Ungleichverteilung entsteht, z B. eben bei der Reichtumsverteilung; sogar bei gleichen Ausgangsbedingungen und fairen Spielregeln.(ebenfalls M. Buchanan, Warum die Reichen immer reicher werden)